"Generelle Ablehnung von
Fremdwährungskrediten für Private nicht gerechtfertigt"
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Datum: 23.9.2003
Autor:
Jürgen Rupprecht |
WKÖ-Studie: Fremdwährungsfinanzierung erfordert
Risikobereitschaft und Kreditmanagement - Fremdwährungskreditvolumen Ende
2002 rund 44,3 Milliarden Euro
"Fremdwährungsfinanzierung
erfordert unter anderem
Risikofähigkeit, Risikobereitschaft und
laufendes Kreditmanagement." Das gelte, so
Finanzdienstleistungs-Experten, für institutionelle und private Kunden
gleichermaßen: "Private haben - wie andere Fremdwährungskreditnehmer -
Ertragschancen und Verlustrisiken. Eine Warnung vor
Fremdwährungsfinanzierung ausschließlich für Private ist daher verfehlt."
Gefragt sei eine umfassende Risikoanalyse - und das gelte wiederum für alle
Kategorien von Kreditnehmern. Denn nur so könne die Frage "Fremdwährungskredit
- ja oder nein?" im Einzelfall beantwortet werden.
Das sind einige wichtige Ergebnisse der
Studie zum Thema "Chancen und
Risken von Fremdwährungskrediten in Österreich aus gesamtwirtschaftlicher
Perspektive". Die Untersuchung wurde vom
Fachverband der Finanzdienstleister in der
Wirtschaftskammer Österreich unter Obmann
Wolfgang K. Göltl in Auftrag gegeben, um eine
fundierte wissenschaftliche Basis zur objektiven Betrachtung der
Fremdwährungsfinanzierung in Österreich zu schaffen. Heute, Dienstag, wurden
die Ergebnisse gemeinsam von Studienautor und Wirtschaftswissenschafter
Universitätsprofessor Hanns Abele (WU
Wien) und Johann
Massenbauer, einem renommierten Experten für
Fremdwährungsfinanzierungen, präsentiert. Göltl betonte die Aufgabe
unabhängiger Vermögensberater bei der Vermittlung von Fremdwährungskrediten.
Massenbauer brachte Beispiele aus der Praxis, präsentierte einen Katalog von
akzeptablen Kreditbedingungen und wies nochmals auf die Bedeutung der
unabhängigen Hypothekar-Kreditvermittler hin.
Abele führte aus, dass
Fremdwährungskredite
- Teil der Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft auf allen
Ebenen,
- keine größere Gefährdung der
Finanzmarktstabilität als andere bestehende Risken sind und
- als rationales Verhalten interpretierbar sind, da langfristig oft
Zinsvorteile Wechselkursnachteile überwiegen.
In der aktuellen öffentlichen Diskussion
um Fremdwährungskredite seien nämlich bisher fast ausschließlich die
verschiedenen Risiken dieser Finanzierungsform erörtert worden. Dabei seien
jedoch die gesamtwirtschaftlichen Aspekte der Fremdwährungsfinanzierung und
die Möglichkeiten zur Risikominderung in diesem Bereich zu kurz gekommen.
Gefragt sei eine umfassende
Risikoanalyse - und das gelte wiederum für alle Kategorien
von Kreditnehmern. Nur so könne im Einzelfall Klarheit gewonnen werden.

v.l.n.r.: Abele, Göltl, Massenbauer |
Abele kommt in seiner Studie zu dem
Ergebnis, dass Fremdwährungskredite Teil der
Internationalisung der österreichischen
Wirtschaft auf allen Ebenen sind, als rationales Verhalten
interpretiert werden können und dass es keine größere Gefährdung der
Finanzmarktstabilität als bei andere bestehenden Risiken gibt.
Die Studie legt Augenmerk auf folgende
Fakten, die potentielle Kreditnehmer vor Aufnahme eines
Fremdwährungskredites bedenken sollten: 1.)
Zinsvorteile des Auslandskredites
fallen gegenüber dem Inlandskredit umso mehr ins Gewicht, je länger der
Kredit läuft. 2.) Aufschläge auf
den Marktzinssatz sind bei Fremdwährungskrediten um
durchschnittlich 1,5 Prozent niedriger.
Für die Banken bedeute die Vergabe von
Fremdwährungsergebnissen kein höheres Risiko als außerbilanzielle Geschäfte
wie Derivate und Positionen in der Bankbilanz - unbesicherte Inlandskredite
oder Auslandswertpapiere stellten zum Teil deutlich höhere Risiken dar als
Fremdwährungskredite. Die Studie weist darauf hin, dass Fremdwährungskredite
bei professionellem Portfoliomanagement den Banken
zusätzliche Chancen zur Diversifikation
ihrer Risiken bieten. Die Fremdwährungsposition des österreichischen
Bankensektors sei derzeit relativ stabil, heißt es im letzten
Finanzmarktstabiltätsbericht der
Österreichischen Nationalbank. Die
Auslandsforderungen entsprechen mit 172,5 Milliarden Euro nahezu den
Auslandsverbindlichkeiten von 172,8 Milliarden Euro. Aus diesem Grund sei
der derzeitige Stand an Fremdwährungskrediten ohne größere Probleme
verkraftbar.
Österreich hat die
Liberalisierung des Kapitalverkehrs
relativ langsam und in einigen Etappen durchgeführt. Dies ermöglichte
zunächst für Unternehmer die Finanzierung über Fremdwährungskredite.
Privatkunden wurde Fremdwährungsfinanzierung im Vorfeld und auf Grund des
EU-Beitritts zugänglich - bis dahin war sie ein
Privileg von Kreditinstituten, Unternehmen und der öffentlichen Hand. In
Einzelfällen wurde Privaten allerdings schon zuvor - nach Einbringung eines
Antrages - eine Sondergenehmigung der Österreichischen Nationalbank gewährt.
Das Fremdwährungskreditvolumen in Österreich belief sich mit Ende 2002 auf
insgesamt rund 44,3 Milliarden Euro - womit die Österreicher und
Österreicherinnen zu einem beachtlichen Teil auf Fremdwährungsfinanzierung
setzen. In keinem anderen Land haben Fremdwährungskredite so ein Gewicht.
Weitere
Informationen:
Chancen und Risken von Fremdwährungskrediten in Österreich
(pdf-file)
Rückfragehinweis:
FV der Finanzdienstleister in
der WKÖ
Tel.: 05 90 900-4818
E-Mail:
finanzdienstleister@wko.at
Quelle: wko.at |